WEEK 11
17.11.24
28
@
22
Gillette Stadium
Foxborough,Massachusetts

Die Offense lebt!

Tja, bloß Glück gehabt, dass ich im Preview für das Auswärtsspiel gegen die Patriots nicht allzu pessimistisch war, hm? Bloß gut, dass ich gar nicht die halbe Einleitung von Tom Bradys Dynastiezeiten erzählt habe wie Opa vom Krieg. Und dass ich nicht total übervorsichtig war, also kein absolutes Blowout gegen eine der schlechtesten Defensiven der Liga herbeigeschrieben habe? Denn am Ende war es zwar nicht deutlich, aber lange Zeit sicher. Das Spiel unserer LA Rams gegen die New England Patriots in Foxborough endete mit einem Sieg für die Erben der Greatest Show on Turf. Wie ist das passiert, was lief super, woran können die Herren in blau und gelb noch arbeiten? Das alles und mehr lest ihr hier!

Spielverlauf

Das erste Viertel war eigentlich sehr traurig zu beschreiben: Punt NE, Punt LA, Touchdown NE, Punt LA. Als ILB Christian Rozeboom den Ball an der New England 11 downte, waren schon 12 Minuten um und die Rams hatten noch keine Punkte auf der Habenseite. Daran änderte sich leider auch im restlichen ersten Viertel nichts mehr, da die Patriots aber ihrerseits zu Beginn des zweiten Viertels nach 10 Spielzügen bei 4th & 13 von der Rams-37-Yard-Linie punteten, war der Schaden zu verkraften. Doch dann erwachte anscheinend Matthew Stafford aus seinem Schönheitsschlaf. Bei Stand von 0:7.

Zunächst führte er die Rams 80 Yards über das Feld, um einen TD-Pass auf Cooper Kupp anzubringen. Dann fand er Puka Nacua nur einen Spielzug, nachdem Drake Mayes Fumble die Rams an New Englands 12-Yard-Linie in Ballbesitz gebracht hatte.

New England lag aufgrund eines zwischenzeitlich von der Rams-Defense erzwungenen Field Goals aus 13 Yards zu diesem Zeitpunkt 14:10 zurück. Am Ende des letzten Drives der ersten Halbzeit verfehlte K Joshua Karty bei einen 26-Yard-Field-Goal-Versuch das Tor, aber traf den rechten Pfosten. Los Angeles erhielt den Ball aber zu Beginn des dritten Viertels erneut, und beim zweiten Versuch fand Stafford Kupp in der Nähe der Mittellinie. Patriots-CB Jonathan Jones versuchte, den Pass mit einem Hechtsprung wegzuschlagen. Dabei fehlten ihm allerdings einige Handbreit. Aufgrund des Defensive Playcalls war aber kein Safety mehr hinter dem Cornerback, also auch niemand zwischen Kupp und der Endzone. Kupp trabte also für seine Verhältnisse recht gemächlich den Rest der 69 Yards-Route in die Endzone. 21:10.

Die Patriots wühlten sich als nächstes bis zum First-and-Goal von der Rams 5-Yard-Linie, wurden dann aber dreimal (unter anderem von ILB Omar Speights und einem False Start) gestoppt. So mussten sie sich mit einem Field Goal zufriedengeben. Beim nächsten Ballbesitz der Rams fand Stafford Colby Parkinson in der linken Ecke der Endzone zum 28:13. Danach passierte offensiv nur noch wenig. Die Patriots schafften aber noch einen Touchdown durch den am linken Ende der Line als eligible gemeldeten O-Liner Vederian Lowe zum 28:19, denn OLB Michael Hoecht blockte den Extrapunktversuch, um die Patriots daran zu hindern, das Spiel auf acht Punkte zu verkürzen. Ein krasser Moral-Boost für die Defense, die sich damit belohnte. Und auch wenn noch ein Field Goald für New England (zum Endstand von 28:22) folgen sollte, und die Offense die PS nicht dauerhaft auf die Straße brachte, reichte es trotzdem für das Team aus LA.

Der folgende Drive der Rams mündete in einem tiefen Punt, bevor im potentiell letzten Drive S Kam Kinchens einen sehr hoffnungsvollen langen Ball von Maye ohne nennenswerte Gegenwehr des intended Receivers an der Mittellinie aus der Luft pflücken konnte, um die Offense in die Victory Formation zu schicken.

Was lief gut?

Die Passing Offense war der Hammer. Stafford stand viel mehr als dass er lag, er warf vier TD-Pässe, davon zwei auf Kupp, einen auf Nacua und einen auf TE Colby Parkinson (sein erster TD Catch als Ram!). Keine Interception, das tut auch gut. Die O-Line hat in der Pass Protection einen sehr guten Job gemacht. Insgesamt geht der offensive Trend nach oben: Die Rams haben seit dem 1-4 Saisonstart vier ihrer letzten fünf Spiele gewonnen. Sie haben drei von vier gewonnen, seit Kupp und Nacua in Woche 8 nach ihren Verletzungen zurückkamen. RB Kyren Williams erzielte auch 86 Yards auf dem Boden, war aber eher in einer Nebenrolle auf dem Feld.

Was lief nicht gut?

Haut mich nicht, aber: Die Defense. Hätte einfach noch besser sein können. Unnötige, ja dumme Flaggen, die NE mehrfach, wenn sie bei 3rd und Vorstadt standen, zurück ins Spiel gebracht haben (looking at you, Jared Verse). Und wenn ein Rookie QB in seinem sechsten Spiel über die volle Distanz für 282 Yards und zwei Touchdowns – einen davon an den Offensive Lineman Vederian Lowe – wirft, dann läuft deine Defense nicht super! Ja, es war keine Vollkatastrophe, aber da die Redzone Offense (die sonst zu Recht viel kritisiert wird) dieses Mal lief und in diesem Abschnitt noch was zum Meckern gefunden werden muss, ist es halt jetzt die Defense. Ach so, und dann war da noch unser Kicker, der aus gefühlt zwei Meter 50 Entfernung gegen den Pfosten geschossen hat...es klingt irgendwie traurig, aber seit Matt Gay nicht genug Geld bezahlt wurde, damit er bleibt, ist das Kicking Game ein Problem bei uns.

Man of the Match

Cooper Kupp? Puka Nacua? Warum nicht beide?
Sean McVay kommentierte die Leistung der beiden Top-Receiver so: “To be able to have two capable guys ... I think Cooper's influence has rubbed off on Puka. They were both great. They were instrumental in today’s win.”
("Zwei fähige Jungs haben wir da (...) ich denke, Coopers Einfluss hat auf Puka abgefärbt. Sie waren beide großartig. Sie waren maßgeblich am heutigen Sieg beteiligt.")
Auf dem zweiten Platz steht für mich persönlich auch noch QB Matthew Stafford, der aber aus meiner Sicht häufiger solche Performances zeigen dürfte wie heute, und nicht nur gegen eine der schlechtesten Verteidigungen der Liga. Stafford warf vier Touchdowns und erreichte damit 370 insgesamt. Damit überholte er den langjährigen Giants-QB (und Tom-Brady-Endgegner) Eli Manning und steht alleine auf Platz 10 der ewigen NFL-Touchdownpass-Liste.

Play of the Game

Da gab es viele Möglichkeiten, die ich im Kopf durchgespielt habe: Strip Sack von Braden Fiske, Game-winning INT von Kam Kinchens, der eingesprungene Brustbrecher-TD von Puka(er hat danach laut diesem ESPN-Artikel tatsächlich brechen müssen), aber am Ende war es für mich ein insgesamt eher unaufgeregter, weil sehr routinierter "Nine and Dime" Moment, der 69-Yard-TD Catch-and-Run von Stafford auf Cooper Kupp gegen Cover Zero.

Fazit

"It was a strange game" ("Es war ein seltsames Spiel"), sagte McVay den Reportern hinterher. Ich stimme unserem Head Coach zu. Aber ein Sieg ist ein Sieg, und wenn sogar Colby Parkinson einen Fadeaway TD fängt und gleichzeitig seinen Job zu ernst nimmt (die Security-Frau hinter der Endzone direkt danach noch ins Medical Tent geblockt), dann hofft man als Fan gerne, dass das offensiv so weitergeht. Und die Defense, trotz der kleinen Kritiksektion weiter oben, spielt schon viel länger auf einem guten Niveau. Gefällt mir. Man darf aber auch nicht vergessen, dass es nicht die pure Dominanz wie im Spiel Lions gegen Jaguars (52:6 ?!?!?) war, und das, obwohl die Patriots derzeit kaum einen Fuß vor den anderen kriegen. #vamosrams