WEEK 7
19.10.25
@
TIAA Bank Field
Jacksonville, Florida,

London calling - Rams im Wembley Stadion

Zum vierten Mal in der Geschichte heißt es für die Rams "London calling". Die bisherige Bilanz von Spielen auf der anderen Seite des großen Teichs liest sich durchaus positiv. Zwei der drei vergangenen Spiele konnte man gewinnen. Unter anderem deutlich, (0:33 gegen die Cardinals) aber auch sehr hässlich verlieren. 2016 in Tottenham setzte es eine Niederlage gegen die Giants - unser QB damals der legendäre Case Keenum mit vier Interceptions.

Dieses Mal geht es gegen die Jacksonville Jaguars, ein Gegner, den man nicht unterschätzen sollte, wenngleich dieses Team in diesem Jahr einer Wundertüte gleicht.

Über die Jaguars

Division: AFC South
Record: 4 - 2
Standing: 2nd
Record 2024: 4 - 13
Standing 2024: 3rd
Key Players: QB Trevor Lawrence, RB Travis Etienne Jr., WR Brian Thomas Jr., WR/CB Travis Hunter, DE Josh Hines-Allen

Offense

Wenn man auf die laufende Saison der Jacksonville Jaguars blickt, zeigt sich ein Bild, das in vielerlei Hinsicht typisch für ein Team ist, das sich zwischen Anspruch und Umsetzung bewegt. Die Offense um Quarterback Trevor Lawrence hat Momente, in denen sie wie ein Team mit Playoff-Kaliber wirkt – präzise, dynamisch, schwer auszurechnen. Doch ebenso häufig schleichen sich Phasen der Stagnation ein, in denen Drives an Kleinigkeiten scheitern: Penalties, Sacks, oder verpasste Chancen bei Third Downs.

Das Erfolgsrezept der Jaguars basiert auf Ausgeglichenheit. Travis Etienne Jr. ist weiterhin der Dreh- und Angelpunkt des Laufspiels und sorgt mit seiner Explosivität dafür, dass Defenses ehrlich bleiben müssen. Gemeinsam mit Bhayshul Tuten, der zunehmend mehr Spielanteile bekommt, bildet er ein Backfield, das in der Lage ist, das Tempo eines Spiels zu diktieren. Wenn das Laufspiel funktioniert, öffnet sich für Trevor Lawrence die gesamte Palette seines Passspiels – und genau das ist der Moment, in dem Jacksonville brandgefährlich wird.

Mit Brian Thomas Jr. und dem vielseitigen Travis Hunter verfügt die Offense über zwei junge Playmaker, die in nahezu jeder Coverage gefährlich werden können. Thomas Jr. bringt Größe, Speed und Physis mit, während Hunter mit seiner Vielseitigkeit und Instinktschnelligkeit überzeugt. Beide sind entscheidend für das vertikale Element in der Jaguars-Offense – sie sorgen für Big Plays, wenn die Line of Scrimmage sonst zu dicht gepackt ist.

Doch genau darin liegt auch ein Risiko: Die Offense ist stark auf diese explosiven Momente angewiesen. Bleiben sie aus, wirkt das System schnell zäh und berechenbar. Zu oft steht Lawrence dann unter Druck, während die Offensive Line mit blitzenden Defenses kämpft. Gerade in diesen Phasen fehlt es Jacksonville an Konstanz.

Die wohl größte Baustelle der Jaguars bleibt die Pass-Protection. In mehreren Spielen dieser Saison musste Lawrence zu oft improvisieren, weil die Pocket kollabierte. Das führt nicht nur zu Sacks, sondern auch zu überhasteten Würfen und unnötigen Turnovern. In Kombination mit wiederkehrenden Strafen in kritischen Momenten verliert die Offense regelmäßig Momentum – und gegen Topteams kann das schnell den Unterschied machen.

Hinzu kommt die durchwachsene Effizienz bei Third Downs. Zu häufig bleibt Jacksonville bei langen Distanzen stecken, was Drives verkürzt und der Defense keine Pause gönnt. Diese Schwäche gilt es dringend abzustellen, wenn man gegen physisch starke Teams wie die Rams bestehen will.

Defense

Während die Offense der Jaguars in dieser Saison immer wieder mit ihrer Dynamik auffällt, ist es die Defense, die das Schicksal des Teams bislang entscheidend mitbestimmt. Jacksonville hat auf dieser Seite des Balls das Potenzial, Spiele zu dominieren – mit explosiven Pass-Rushern, jungen Talenten und einer aggressiven Spielphilosophie. Doch auch hier gilt: Das Team zeigt Licht und Schatten.

Das Herzstück der Jaguars-Defense ist weiterhin der Pass Rush – angeführt von Josh Hines-Allen, der sich endgültig als einer der besten Edge-Rusher der AFC etabliert hat. Gemeinsam mit Travon Walker, der zunehmend konstanter spielt, bildet er ein Duo, das jede Offensive Line unter Druck setzen kann.

Neu hinzugekommen ist Arik Armstead, der nach seiner Verpflichtung aus San Francisco sofort für Stabilität in der Interior Defensive Line gesorgt hat. Zusammen mit DaVon Hamilton bildet er die physische Basis der Defensive Front. Dieses Quartett sorgt dafür, dass gegnerische Quarterbacks selten lange Zeit in der Pocket haben – und genau das ist das Fundament von Defensive Coordinator Ryan Nielsens Spielidee: aggressiv, physisch, risikobereit.

Doch dieses Risiko hat einen Preis. Wenn der Druck nicht schnell genug durchkommt, öffnen sich im Intermediate-Bereich Lücken, die smarte Quarterbacks auszunutzen wissen. Gerade bei Play Action oder RPOs fehlt manchmal die Disziplin in der zweiten Reihe. Hier zeigt sich die Kehrseite einer Defense, die auf Attacke programmiert ist.

In der Mitte des Feldes setzen die Jaguars auf Athletik und Reichweite. Foyesade Oluokun bleibt das unangefochtene Herz dieser Defense – ein Tackling-Monster, das fast überall auf dem Feld auftaucht. Daneben hat sich Devin Lloyd verbessert, doch seine Inkonstanz in der Coverage bleibt ein Thema. Gegen Tight Ends oder schnelle Slot-Receiver lassen sich immer wieder Räume finden. Gegen die Rams werden ihn aber Dennis Gardeck und Ventrell Miller vertreten, da Lloyd auf dem Injury Report steht.

Die Linebacker sind schnell und physisch stark, aber nicht immer sauber in der Abstimmung. Das führt dazu, dass Jacksonville in dieser Saison zu viele Yards nach dem Catch zulässt. Gegen eine Offense wie die Rams – die stark über Timing und Route-Disziplin kommt – kann genau das gefährlich werden.

Der spannendste Neuzugang der gesamten Defense ist ohne Frage Travis Hunter. Der Two-Way-Rookie sorgt nicht nur in der Offense für Aufsehen, sondern hat defensiv das Potenzial, zum echten Gamechanger zu werden. Seine Athletik, sein Instinkt und seine Ballskills machen ihn zu einem Spieler, der das Feld auf beiden Seiten beeinflusst.

Neben Hunter bleibt Tyson Campbell der verlässlichste Corner, während Andre Cisco in der Tiefe für physische Präsenz sorgt. Die Secondary ist jung, mutig und playmaking-orientiert – was sowohl spektakuläre Interceptions als auch vermeidbare Big Plays bedeutet. Wenn Jacksonville hier noch etwas reifer wird, könnte diese Gruppe zu einer der besten in der Division werden.

Matchups

Rams Offense vs. Jaguars Defense

Jacksonvilles Front Seven, angeführt von Travon Walker und Arik Armstead, kann Druck erzeugen, ist aber nicht konstant. Linebacker Foyesade Oluokun und Devin Lloyd sind stark gegen den Lauf, zeigen in der Pass-Coverage jedoch gelegentlich Lücken. Die Secondary ist talentiert, aber jung und anfällig für clevere Route-Kombinationen.

Stafford vs. Jaguars-Front: Gelingt es Stafford, den Druck zu neutralisieren, eröffnet sich Raum für Big Plays.

Kyren Williams vs. Linebacker: Seine Vielseitigkeit wird entscheidend sein, um die Defense zu beschäftigen.

Rams-Tight Ends vs. Secondary: Tyler Higbee könnte in der Mitte des Feldes die entscheidenden Räume finden.

Fraglich bleibt der Einsatz von Puka Nacua nach seiner Knöchelverletzung vom vergangenen Wochenende.

Rams Defense vs Jaguars Offense

Die Rams-Defense hat in dieser Saison beeindruckende Spiele geliefert, war aber gerade in der Passverteidigung anfällig.
Talent auf DB ist schon vorhanden, es muss nur endlich mal zünden, verlorene 1v1 matchups, broken coverages, alles Dinge, die einen ein Spiel kosten können. Wenn aber auf die Passverteidigung weniger Verlass ist, ist auf unsere Front 7 umso mehr Verlass.
Nate Landman spielt eine herausragende Saison. Konnte er sich am vergangenen Wochenende mit den meisten Tackles in einem Spiel als Rams Spieler in die Geschichtsbücher eintragen.
Jared Verse, Kobie Turner und Braden Fiske spielen ebenso eine mehr als solide Season.

Ziel des Spiels sollte es sein, Trevor Lawrence in der Pocket unter Druck zu setzen und so zu Fehlern zu zwingen.

Fazit

Dieses Spiel könnte wieder ein typisches Rams Spiel werden: Riesige Vorfreude auf den Spieltag, zwischendurch ein Zustand von himmelhoch jauchzend zu Tode betrübt und am Ende der Ausgang in einem Nailbiter.

Sehr wünschenswert wäre eine konstante Leistung der Offense mit stringentem Playcalling, besonders in der Red-Zone und in kritischen Downs. Spannend bleibt die Situation um Puka Nacua. Wenn er spielen kann, sollte man ihn weitgehend schonen und die anstehende Bye-Week nach London nutzen um ihn kurieren zu lassen.

Better safe than sorry lautet meine Devise für das Spiel. Horns up!